Neue Bücher / New Books / Nuevos Libros

Dezember / Diciembre / December

1. Frauen und der spanische Krieg 1936–1939. Eine biografische Dokumentation. Anita Kochnowski (Hrsg.), Ingrid Schiborowski (Hrsg.). Verlag am park. 2016.

Anfang 1936 gewann bei Wahlen eine linke Volksfront in Spanien die Mehrheit – in der Mitte des Jahres putschten faschistische Militärs gegen die legitime demokratische Regierung. Es begann ein drei Jahre währender Krieg zwischen der konservativ-faschistischen Reaktion und den Verteidigern der Republik. Die Putschisten erhielten Unterstützung von Hitlerdeutschland und Mussolini-Italien, der Republik eilten Antifaschisten aus vielen Ländern zu Hilfe – darunter auch viele Frauen. Gemeinsam mit den Spanierinnen kämpften sie an den Fronten, in Lazaretten oder in Hospitälern im Hinterland als Krankenschwestern oder als Ärztinnen. Sie lenkten Kraftfahrzeuge, waren bei der Miliz oder in der Verwaltung tätig, dolmetschten in den Internationalen Brigaden, fotografierten und schrieben für die Presse des In- und des Auslandes.

Erstmals wurden in jahrelanger Arbeit aus allen zugänglichen Quellen die Namen und Biografien dieser mutigen Frauen ermittelt und zusammengetragen. 3.431 konnten ausfindig gemacht werden, darunter 2.188 Spanierinnen.
Die bisher Unbekannten bekamen nunmehr einen Namen – und ein Denkmal gesetzt. Zugleich macht diese Buch auch deutlich, welchen emanzipatorischen Auf- und Ausbruch aus dieser männerbeherrschten, katholischen Gesellschaft die Volksfrontbewegung darstellte. Dieser Schub an gesellschaftlichem Fortschritt wirkte nach und verhinderte vermutlich, dass Franco-Spanien mit Nazideutschland in den Zweiten Weltkrieg zog.


2. Migrantischer Feminismus. In der Frauen: bewegung in Deutschland (1985-2000). Encarnación Gutiérrez Rodríguez, Pinar Tuzcu. Edition assemblage. 2021.

Dieser Band unternimmt eine Neuschreibung feministischer Bewegungen in Deutschland aus der Perspektive der politischen Selbstorganisierung migrantisierter Frauen*. Anhand von Erzählungen von Zeitzeug:innen und Archivmaterial wird die These widerlegt, dass die 1990er Jahre eine „stille Zeit“ in der Frauen:bewegung Deutschlands war. Es wird aufgezeigt, dass die 1980er und 1990er Jahre eine „geräuschvolle“ Zeit war, da sie den Höhepunkt in der politischen Selbstorganisierung von Migrant:innen, Schwarzen Frauen*, Sinti:zze und Romn:ja, exilierten und jüdischen Frauen* in der Bundesrepublik darstellt. Mittels der Erinnerungsarbeit im Sinne eines Eingedenken lösen die Akteur:innen ihr „right-to re-narrate“ ein, indem sie eine neue Erinnerungspolitik und -kultur migrantischer Theoriebildung und politischer Praxis in Deutschland eröffnen. Auf diese Weise versucht das Buch folgende Fragen zu beantworten:
– Was bedeutet die Auslassung migrantischer feministischer Geschichte für die Politik der Geschichtsschreibung deutscher Frauenbewegung?
– Wie würde eine solche Intervention in der Vergangenheit die Gegenwart und die zukünftige Erzählung der Frauenbewegung in Deutschland neu definieren?
– Was würde diese „Neudefinition“ für Deutschland als Einwanderungsland und (post-)migrantische Gesellschaft bedeuten?


3. Hermanito -Miñán-. Ibrahima Balde, Amets Arzallus Antia. Blackie Books. 2021.

Este libro te cambiará. Esta historia arranca así: «Estoy en Europa pero yo no quería venir a Europa». Ibrahima Balde nació en Guinea, pero se vio forzado a abandonar su casa para ir a buscar a su hermano pequeño. No salió para perseguir un sueño. Abandonó su hogar para encontrar a la persona que más quería. Una mirada ingenua, castigada, arrebatadoramente poética y, en definitiva, única. La de quien ha sufrido todo y, sin embargo, tiene el poder de convertirlo en algo útil. En algo bello.


4. Abendessen 16:30. Verhaftungen. Verhöre und U-haft: Erfahrungen aus der Schweiz. 2021.

Abendessen 16:30 ist für alle, die sich mit Knast und Repression auseinandersetzen möchten. Denn diese Themen machen etwas mit uns – ob wir es wollen oder nicht. Je selbstverständlicher und ehrlicher wir darüber reden, desto widerstandsfähiger werden wir. Darum ist es wichtig sich neben der juristischen und politischen Ebene auch zu fragen, wie es einen persönlich trifft. Denn früher oder später werden alle damit konfrontiert sein, welche die herrschende Ordnung ablehnen und dies mit Freude und Wut im Bauch zum Ausdruck bringen.


5. Unbound: My Story of Liberation and the Birth of the Me Too Movement. Tarana Burke. Headline. 2021

Tarana didn’t always have the courage to say „me too.“ As a child, she reeled from her sexual assault, believing she was responsible. Unable to confess what she thought of as her own sins for fear of shattering her family, her soul split in two. One side was the bright, intellectually curious third generation Bronxite steeped in Black literature and power, and the other was the bad, shame ridden girl who thought of herself as a vile rule breaker, not as a victim. She tucked one away, hidden behind a wall of pain and anger, which seemed to work…until it didn’t.
Tarana fought to reunite her fractured self, through organizing, pursuing justice, and finding community. In her debut memoir she shares her extensive work supporting and empowering Black and brown girls, and the devastating realization that to truly help these girls she needed to help that scared, ashamed child still in her soul. She needed to stop running and confront what had happened to her, for Heaven and Diamond and the countless other young Black women for whom she cared. They gave her the courage to embrace her power. A power which in turn she shared with the entire world. Through these young Black and brown women, Tarana found that we can only offer empathy to others if we first offer it to ourselves.
Unbound is the story of an inimitable woman’s inner strength and perseverance, all in pursuit of bringing healing to her community and the world around her, but it is also a story of possibility, of empathy, of power, and of the leader we all have inside ourselves. In sharing her path toward healing and saying „me too,“ Tarana reaches out a hand to help us all on our own journeys.


5. Schwarze Saat – Gesammelte Schriften zum Schwarzen und Indigenen Anarchismus. 

Betrachtet man die bekanntesten anarchistischen Werke seit Entstehen des Anarchismus als Philosophie und Bewegung, so kommt man schnell zu dem Schluss der Anarchismus sei eine weiße eurozentrische Bewegung. Doch auf dem weitläufigen Terrain der anarchistischen Geschichte haben Schwarze und Indigene Anarchist*innen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung verschiedener Kämpfe rund um den Globus gespielt, darunter Massenstreiks, nationale Befreiungsbewegungen, Gefangenensolidarität, Queer-Befreiung, die Bildung autonomer Befreiungsorganisationen und vieles mehr — und was vielleicht noch viel entscheidender ist: was weiße Anarchist_innen häufig nur philosophiert haben, war lange Zeit und ist teilweise noch Praxis unter Schwarzen und Indigenen Menschen.

Unser aktueller politischer Moment ist geprägt von einem globalen Wiederaufleben Schwarzer und Indigener Rebellion und angesichts des antiautoritären Geistes dieser Kämpfe ist die Zeit reif, einen genaueren Blick auf den Schwarzen und Indigenen Anarchismus zu legen.


6. Mujeres Punks: las pioneras de nuestra escena. Maritzu Alonso, Helen Sotillo. Uterzine. 2019.

¿A cuántas mujeres punks podrías nombrar en un folio en blanco? ¿Alguna de ellas es instrumentista? ¿Qué historias podrías contar de sus trayectorias?

La historia underground permanece aún invisibilizada y vamos a ponerle remedio con un libro muy especial: quince mujeres de las bandas punk pioneras del país son las protagonistas de este proyecto, pensado tanto para las personas más peques como para más grandes, y con el que vamos a disfrutar, reflexionar e impulsar un nuevo relevo generacional feminista.

Compuesto por prólogo, ilustraciones y biografías, el libro es una invitación colectiva para que reconstruyamos, hagamos visible y le demos color a una escena que desde sus comienzos fue diversa.

Realizaremos una tirada limitada con más de treinta páginas de contenido donde podrás colorear a tus pioneras favoritas y leer sus recorridos vitales.

Estas mujeres con nombre y apellidos, a quienes podremos cara y (re)conoceremos su papel como instrumentistas, creadoras y compositoras, son:

Lourdes Olangua Besga (OK Corral), Tere González (Desechables), Ángela Saura (OX POW), Pilar Bueno (IV Reich), Marieli Arróniz (Cikatriz en la matriz), Plum (La Xeta Pasote), Ana Curra (Parálisis Permanente), María García Verdú (Morticia y los Decrépitos), Coral Alonso (Aerolíneas Federales), Elena Oramas (Chute de Esperma), Gema Cotallo (Cruela de Vil), Alma Gómez (Cocadictos), Silvia Escario (Último Resorte), Mamen Rodrigo (Vulpes) y Yoli (Liposo+ pa tu jeto).


7. Rassismus. Macht. Vergessen. Von München über den NSU bis Hanau: Symbolische und materielle Kämpfe entlang rechten Terrors. Onur Suzan Nobrega, Mathias Quent, Jona Zipf (Hg.). Transcript. 2021.

Wie weit und umkämpft war dieser Weg? Von der Entpolitisierung des Oktoberfestattentats 1980 über die Verdächtigungen der Opferangehörigen des sogenannten NSU in den 2000ern bis hin zur öffentlichen Wahrnehmung der Familien der Getöteten des rechtsterroristischen Anschlags in Hanau 2020. Erst jetzt scheint sich eine längst überfällige gesamtgesellschaftliche Debatte in Bewegung zu setzen: über mangelnde Repräsentation, mahnende Erinnerung und sich verändernde Gedenkkultur, über strukturellen Rassismus und Behördenblindheit gegenüber Menschen, die sich längst nicht mehr als Teil einer Gesellschaft fühlen. Die Beitragenden des Bandes setzen sich mit Rassismus, Rechtsextremismus und Erinnerungskultur auseinander und gehen vor allem der Frage nach, wo der Kampf gegen rechten Terror und seinen gesellschaftlichen Nährboden heute steht.


8. C.L.R. James: Die schwarzen Jakobiner. Toussaint Louverture und die Haitianische Revolution. Philipp Dorestal, Çiğdem Inan (Hrsg.). B_books, Dietz Berlin. 2021.

Es war der einzige erfolgreiche Aufstand in der modernen Geschichte, in der versklavte Menschen aus eigener Kraft ihre Freiheit und Unabhängigkeit erkämpften. Die Revolution in der französischen Kolonie Saint Domingue von 1791 ist einmalig in der Geschichte und führte 1804 zur Unabhängigkeit Haitis. Das Buch »Die schwarzen Jakobiner« gehört immer noch zu den einflussreichsten Darstellungen dieser Ereignisse. Mehr als 80 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung 1938 ist »The Black Jacobins« weiterhin ein Standardwerk, das seither zahlreiche Neuauflagen und Übersetzungen erlebt hat.

In seinem Buch klagt C.L.R. James die rassistische Struktur der Kolonialgesellschaft des damals französisch besetzten Haiti an. Er rekonstruiert die revolutionären Ereignisse und erzählt sie aus der Perspektive linker Geschichtsschreibung neu. Mit seinem Buch leistet er einen unschätzbaren Beitrag dazu, die Haitianische Revolution als Ereignis von welthistorischer Bedeutung zu begreifen.


9. The New Jim Crow, Masseninhaftierung und Rassismus in den USA. Michelle Alexander. Kunstmann. 2016.

Jim Crow steht in den USA für die Geschichte der Rassendiskriminierung. Wie das rassistische System unter dem Deckmantel des „War on Drugs“ eine neue Form gefunden hat, erklärt Michelle Alexander in diesem Grundlagenwerk über den modernen Rassismus in den USA.

Die Wahl von Barack Obama im November 2008 markierte einen historischen Wendepunkt in den USA: Der erste schwarze Präsident schien für eine postrassistische Gesellschaft und den Triumph der Bürgerrechtsbewegung zu stehen. Doch die Realität in den USA ist eine andere. Obwohl die Rassentrennung, die in den sogenannten Jim-Crow-Gesetzen festgeschrieben war, im Zuge der Bürgerrechtsbewegung abgeschafft wurde, sitzt heute ein unfassbar hoher Anteil der schwarzen Bevölkerung im Gefängnis oder ist lebenslang als kriminell gebrandmarkt. Ein Status, der die Leute zu Bürgern zweiter Klasse macht, indem er sie ihrer grundsätzlichsten Rechte beraubt – ganz ähnlich den explizit rassistischen Diskriminierungen der Jim-Crow-Ära.
In ihrem Buch, das in Amerika eine breite Debatte ausgelöst hat, argumentiert Michelle Alexander, dass die USA ihr rassistisches System nach der Bürgerrechtsbewegung nicht abgeschafft, sondern lediglich umgestaltet haben. Da unter dem perfiden Deckmantel des »War on Drugs« überproportional junge männliche Schwarze und ihre Communities kriminalisiert werden, funktioniert das drakonische Strafjustizsystem der USA heute wie das System rassistischer Kontrolle von gestern: ein neues Jim Crow.

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