April / April / Abril / Απρίλιος
1. Rebellisches Berlin. Expeditionen in die Untergründige Stadt. Gruppe Panther & Co. Assoziation A. 2021.
Das Buch »Rebellisches Berlin« nimmt die Geschichte des widerständigen Berlins in den Blick und beschreibt in einem weiten historischen Bogen unterschiedliche Protest- und Widerstandsaktionen.
Das Buch erzählt unter anderem vom Berliner Unwillen des Jahres 1440, von der Kartoffelrevolution und der gar nicht so bürgerlichen Revolution 1848, von den Streiks und Protesten gegen den Ersten Weltkrieg ebenso wie von heutigen antimilitaristischen Kämpfen, von den sogenannten Studentenunruhen 1968, den Hausbesetzungen der 1980er im West- und denen der 1990er im Ostteil der Stadt, von den Kämpfen gegen Rechtsradikalismus und denen der Migrant_innen seit dem faktischen Ende des Asylrechts 1993, von den aktuellen Auseinandersetzungen um Wohnen, Miete und Gentrifizierung.
2. Die Kommunen vor der Kommune 1870/71. Detlef Hartmann, Christopher Wimmer. Assoziation A. 2021
Bereits vor der Pariser Kommune 1871 entwickelten sich in Städten wie Lyon, Marseille oder Le Creusot aufständische Bewegungen. So entfesselten die Arbeiter*innen bei der metallurgischen Fabrik Schneider in Le Creusot einen gewaltigen Streik und riefen eine »industrielle Kommune« aus. Ein Sprecher der Bewegung war der junge Einrichter Adolphe Assi, der seine Erfahrungen später in die Pariser Kommune einbringen sollte. Auch in etlichen anderen Orten kam es zu Erhebungen und wurden »Kommunen« ausgerufen. Mit deren Beginn, so die Historikerin Jeanne Gaillard, hatte die Provinz schon eine oder sogar zwei revolutionäre Phasen erlebt. Dennoch sind sie lange Zeit fast völlig vernachlässigt worden. Das Interesse der linken wie bürgerlichen Geschichtsschreibung galt vorrangig der Pariser Kommune.
3. Remembering the Armed Struggle. My time with the Red Army Faction. Margrit Schiller. OM Press. 2021.
In Remembering the Armed Struggle, Margrit Schiller recounts the process through which she joined her generation’s revolt in the 1960s, going from work with drug users to joining the antipsychiatry political organization the Socialist Patients’ Collective and then the RAF. She tells of how she met and worked alongside the group’s founding members, Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Jan-Carl Raspe, Irmgard Möller, and Holger Meins; how she learned the details of the May Offensive and other actions while in her prison cell; about the struggles to defend human dignity in the most degraded of environments, and the relationships she forged with other women in prison.
4. Aus der Erinnerung. Die antifranquistischen Revolten der 1970er Jahre. Jann Marc Rouillan. Edition cimarron. 2021.
Nach dem Spanienkrieg 1936-1939 hat der Widerstand gegen das Franco-Regime nie aufgehört. Von der Retirada 1939 bis zur Transición 1975 hat es eine Kontinuität bewaffneter Auseinandersetzungen gegeben, in denen die eine Generation von Guerillagruppen der folgenden ihre Erfahrungen und Waffen weitergab. Der weltweite Aufbruch der 1960er Jahre brachte einen neuen Wind in die militanten Zusammenhänge des iberischen Untergrunds. Bei der Jugend in Toulouse, der Hauptstadt der antifranquistischen Exilrepublikaner, wuchs die Lust, an diesem Kampf teilzunehmen. Demos und Straßenkämpfe gingen schnell in illegale Aktionen über, und allmählich kristallisierte sich daraus eine Szene, die sich zu organisieren begann. Ernsthaft, aber auch voller Heiterkeit, Erfindungsreichtum und Energie. Wieder gingen die Waffen von den Händen der Älteren in die der Jüngeren über. Vive la Commune, MIL, GARI… Das ist die Geschichte, die Jann Marc Rouillan hier erzählt. Es ist auch die Geschichte, die zur Gründung von Action Directe geführt hat, in der viele aus dem antifranquistischen Widerstand mit anderen zusammengekommen sind.
5. Protestrecht des Körpers. Einführung zum Hungerstreik in Haft. Sabine Hunziker. Unrast. 2016.
Immer wieder entschließen sich Aktivist*innen, in der Haft zu protestieren – ein Kampf gegen die Einschließung in die Haftanstalt. Ein mögliches Mittel dazu ist der Hungerstreik. Es braucht jedoch Mut, diese Streikform zu wählen und durchzuhalten, denn die Streikenden befinden sich in einem asymmetrischen Machtverhältnis, in dem Einzelne einem ganzen Repressionsapparat gegenüberstehen. Die vorliegende kurze Einführung zum Thema enthält einige Erfahrungsberichte, skizziert die geschichtlichen Wurzeln und benennt mögliche Vorgehensweisen der AkteurInnen.
6. A normal life. The struggles and escapes of a wanted man. Vassilis Palaiokostas. The colleagues’ publications. 2020.
..awoke the beast inside me prematurely. Thinking it was still too early for any “sneaky” plans, I tried my best to keep it under control, and it appeared to be understanding. And yet, the moment it woke, it wreaked havoc on everyone. Its howls were its excruciating speech saying what a thousand wise men couldn’t. It would pierce through my ears, taking over me. I couldn’t hide it. It was visible in my every move. In my step, my gaze, my speech. It demanded its right to freedom, right there and then. How could I silence it? How can you restrain such a will to live? This wild beast plainly refused to kneel before its chains. It forbade me to live a captive man, let alone accept my captivity as a normal condition. It kept me alert, constantly searching for a way out. Willing to dig, to saw bars, to set the walls ablaze, to build a ladder and climb to the stars, until it discovered an exit. It wanted to get rid of this circle dance those human vampires were dancing around it. Until it got out, far away. Until it stood in the forest; until it breathed the fresh mountain air; until it could hear its voice echoing under the starlight.
7. Wir wissen was wir wollen. Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien. Widerstand und gelebte Utopien Band II. Herausgeber_innenkollektiv. edition assemblage. 2021.
In Nord- und Ostsyrien wird seit 2011 ein basisdemokratisches Projekt aufgebaut, welches sich ideologisch auf die kurdische Freiheitsbewegung bezieht. Leitidee dieser ist das Konzept des Demokratischen Konföderalismus, welcher auf Geschlechtergleichheit, Basisdemokratie und Ökologie fußt. Der gesellschaftliche Transformationsprozess wird auch als Frauenrevolution bezeichnet. Doch was macht diese aus?
Das Herausgeber_innenkollektiv führte Interviews mit Frauen, die diese Frage aus ihrer Perspektive beantworten und die Umsetzung der Frauenrevolution in die Praxis beschreiben. Zentral in ihren Erzählungen ist der gelebte Widerstand, nicht nur gegen militärische Angriffe auf die Region, sondern auch gegen patriarchale Strukturen in der Gesellschaft. Sie berichten von der Organisation in Räten, dem Aufbau einer alternativen Ökonomie und warum es dafür autonome, feministische Organisierung braucht. Neben einer historischen Einordnung der kurdischen Frauenbewegung und ihren ideologischen Bezugspunkten zeigt das Buch die Bedeutung feministischer Organisierung für eine globale Perspektive auf gesellschaftlichen Wandel.
8. Einführung in islamische feminismen. Lana Sirri. w_orten & meer. 2017.
Kaum eine Vorstellung ist so verkannt und erfährt in der weiß-deutschen, auch feministischen Öffentlichkeit eine so starke Skepsis, Missachtung und Unkenntnis wie die Verbindung von Islam und Feminismus. Islamischer Feminismus ist aber vielfältig und lebendig – wie die unterschiedlichen Lebensrealitäten vieler Muslim*innen in Deutschland und weltweit.
Mit dem vorliegenden Band liefert Lana Sirri eine klare und wichtige Einführung in Theorie und Praxis Islamischer Feminismen: Was sind Ideen, Vorstellungen und Ansätze Islamischer Feminismen? Wie werden sie definiert und von welchen Personen und Gruppen? Welche Rolle spielen Religion, Geschlechterbilder, Sexualität und die geographische Position für die unterschiedlichen Islamischen Feminismen? Welche Differenzen und Gemeinsamkeiten gibt es innerhalb und zwischen muslimischen Communities zu Islamischem Feminismus? Lana Sirri stellt unterschiedliche feministische Positionen vor, diskutiert geschlechter- und sexualitätssensible Interpretationen der heiligen Texte und lässt in von ihr geführten Interviews deutsch-muslimische Aktivist*innen selbst von den aktuellen Herausforderungen und Kämpfen queerer und feministischer Muslimin*nen in Deutschland erzählen.
9. Mehr ist mehr. Meine Erfahrungen mit Polyamorie. Inna Barinberg. Edition assemblage. 2020.
Polyamorie kann so vieles sein: Mehr Liebe; mehr Reden; mehr Arme, die einen auffangen; mehr Eifersucht; mehr Spaß, mehr Kommunikation, ….Auf dem Weg dahin können sich einem viele Fragen stellen, beispielsweise: Wie navigiere ich neue Beziehungsenergie? Was tue ich wenn Absprachen gebrochen werden? Wie kann ich meine Eifersucht befreunden? Und wie macht man das eigentlich mit dem Kinder kriegen?
Offen, ehrlich und undogmatisch beschreibt Inna in den Texten Innas Auseinandersetzungen mit diesen und anderen Fragen rund um das Thema Polyamorie. Wichtig ist am Ende nicht, ob ihr als Leser*innen Inna in allem zustimmt, sondern die Auseinandersetzung an sich. Innas Texte regen an zum Nach- und Weiterdenken und sollen dabei unterstützen, eigene Positionen zu den Fragen zu finden – denn egal wie du liebst, am Ende zählt, dass du die Beziehungsform findest, die zu dir passt.
10. Kommt gut. 1001 Sex-Tipps und Illustrationen für mehr Oohs und Aahs. Jüne Plã. Edition Michael Fischer / EMF Verlag.
Nie wieder schlechter Sex!
Unter uns: Wie wollen wir unseren Sex gestalten? Langweilig, monoton, immer nach Schema F? Oder als fantasievolle, freudige Liebesbeziehung, in der wir immer wieder uns selbst und unseren Partner aufs Neue entdecken? Ja? Prima! Die Influencerin und Bestsellerautorin Jüne Plã zeigt uns genau das: Unverkrampft und humorvoll beschreibt sie anhand von einfachen Illustrationen und mit klaren Worten, wie wir alle – egal ob allein, als Paar, hetero, lesbisch oder schwul – zu mehr Spaß an der schönste Nebensache der Welt (zurück-)finden.
11. Radikale Zärtlichkeit. Warum Liebe politisch ist. Seyda Kurt. Harper Collins. 2021
What is love? Ist die Liebe Sinn des Lebens, eine politische Allianz, Illusion oder Selbstzweck? Oder ist sie gar unmöglich, weil wir uns zwischen Zukunftsängsten, überhöhten Ansprüchen und diskriminierenden Strukturen völlig zerreiben?
Şeyda Kurt nimmt unsere allzu vertrauten Liebesnormen im Kraftfeld von Patriarchat, Rassismus und Kapitalismus auseinander – und erforscht am Beispiel ihrer eigenen Biografie, wie traditionelle Beziehungsmodelle in die Schieflage geraten, sobald sicher geglaubte Familienbande zerbrechen und hergebrachte Wahrheiten in Zweifel geraten. Denn Liebe existiert nicht im luftleeren Raum. Sie ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Und sie ist politisch.
Wie also wollen wir wirklich lieben? Wen und wie viele? Wie kann er aussehen, ein radikaler Neuentwurf der Liebe? Und wie können Menschen sich gemeinsam gegen die Ismen unserer Gesellschaft behaupten – als Partner*innen, Familie und Freund*innen? Scharfsinnig, witzig und mit einem feinen Gespür für die zahlreichen Fallstricke und Dimensionen der Liebe erzählt Şeyda Kurt von ihrer Suche nach neuen Narrativen – und einer uns eigenen Sprache der Zärtlichkeit, in der wir mit überkommenden Beziehungsmodellen brechen und ein gerechteres Miteinander wagen können.
12. X them out! The Black Map of Racist Violence. Humanrights360, Rosa Luxemburg Stiftung.
The campaign “X them out! A Black Map of Athens” is designed to pinpoint and highlight the unseen criminality related to racist attacks in the public space.
The Golden Dawn trial has brought to light dozens of racist crimes, mostly against migrants and refugees. However, the full extent of its criminal, racist activity is not adequately known. With this campaign, we attempt to establish a topography of racist violence. We seek to make its dark dimensions and its deadly nature more familiar to the general public. To this end, we want to create, with the valuable support of 25 visual artists, an antiracist map of our city.
Racist violence is invisible only when we do not wish to see it, when we avoid confronting it. 2019, was the crucial, final year of the most important and biggest trials of our time. We have tried to visualise just a small part of this “topography of violence” that has its origins in Golden Dawn and fascism, in order to contribute to acquainting the general public with their crimes and in punishing their murderous activity.
13. 5 years of action. Political Stencil. Ekdoseisstoperithorio. 2019.
The P.S. is a group that carries out political graffiti of small and large size from 2014 until today. From small stencils to murals, they comment on what is happening in Greece and abroad through humor, sarcasm, denunciation. During their 7 years of operation they have supported unions, movements, collectives, individuals, groups of citizens through work. In the book you will find color photos and texts that record their work from 2014 to September 2019!
14. FILM. Gegen den Strom. Abgetaucht in Venezuela. Sobo Swobodnk. Partisan-filmverleih. 2019.
mit Untertiteln: französisch, englisch, katalanisch und spanisch
Ist ein Film über ein Land im Umbruch, über die katastrophale Situation in Venezuela und über einen seit 25 Jahren im Untergrund lebenden mutmaßlichen „linksradikalen Terroristen“, seine Flucht vor den deutschen Ermittlungsbehörden und über ein transatlantisches Musikprojekt, bei dem es um zerplatzte wie aufrechterhaltende linke Utopien geht, um Widerstand, politisches Engagement, sowie die Kraft und den Glauben an eine gesellschaftliche Veränderbarkeit durch Musik.
Mit Thomas Walter und Mal Élevé (vormals Irie Révoltés)
15. FILM. Born in Evin. Maryam Zaree. 2019.
Sprachen: deutsch, englisch, französisch und farsi // mit Untertiteln: deutsch
BORN IN EVIN erzählt die Geschichte von Regisseurin und Schauspielerin Maryam Zaree, die sich auf die Suche nach den gewaltvollen Umständen ihrer Geburt in einem der berüchtigsten politischen Gefängnisse der Welt macht. Vor genau vierzig Jahren wurde der Shah und die iranische Monarchie gestürzt. Ayatollah Khomeini, der neue religiöse Führer, ließ nach seiner Machtergreifung Zehntausende von politischen Gegnern verhaften und ermorden. Unter den Gefangenen waren auch die Eltern der Filmemacherin, die nach Jahren im Gefängnis beide überlebt haben und nach Deutschland fliehen konnten. Innerhalb der Familie konnte nie über die Verfolgung und das Gefängnis gesprochen werden. Maryam Zaree, heute erfolgreiche Schauspielerin und Autorin, stellt sich dem jahrzehntelangen Schweigen und geht den eigenen Fragen nach dem Ort und den Umständen ihrer Geburt nach.
16. FILM. What you gonna do when the world’s on fire?. Roberto Minervini. Grandfilm. 2020.
mit Untertiteln: englisch und deutsch
Junge Afro-Amerikaner*innen werden überproportional häufig Opfer von tödlicher Polizeigewalt. So auch im südlichen US-Bundesstaat Louisiana, aber hier haben sie noch einen weiteren Feind: der Ku-Klux-Klan ist auch im 21. Jahrhundert noch aktiv und terrorisiert die Schwarzen Communities. Als Regisseur Roberto Minervini Louisiana bereiste um dort eigentlich eine Dokumentation über die Musik der 1930er Jahre zu drehen, verwarf er angesichts der omnipräsenten Gewalt gegen Schwarze seine ursprünglichen Pläne. So fokussierte er sich für WHAT YOU GONNA DO WHEN THE WORLD IS ON FIRE? auf einige Protagonist*innen, die er in intimen Schwarz-Weiß-Bildern zeigt. Er trifft beispielsweise die Barbesitzerin Judy Hill, die durch ihre Lebenserfahrungen ihre Rolle als Schwarze Frau in der US-Gesellschaft reflektiert. Er zeigt die New Black Panther Party For Self-Defense in New Orleans, die versucht, die Nachbarschaft für Protestaktionen zu mobilisieren und praktische soziale Hilfe anzubieten. Und er verbringt Zeit mit dem 14-jährigen Ronaldo, der seinen jüngeren Bruder Titus auf das Leben vorbereitet – inklusive Boxunterricht und Lektionen darüber, was es bedeutet, Schwarz zu sein. Eindringliche Portraits, die sich zu einem Bild verdichten, welche Menschen hinter der Forderung #blacklivesmatter stehen und wie ihr alltäglicher Kampf gegen den Rassismus aussieht.