Dezember/ December/ Diciembre 2022
1. Ich vermisse euch wie Sau. Gata Preta. Immergrün, 2022.
Ricardo ist 1986 in Dresden geboren. Er war unter anderem in der Graffiti-, HausbesetzerInnen- und Antifaszene aktiv. Dies führte zu ständiger staatlicher Repression und mehreren Knastaufenthalten. Als Schwarzer Mensch war er zusätzlich ständigem Rassismus ausgesetzt. Im Jahr 2014 entschloss er sich, um einer weiteren Haftstrafe zu entgehen, Deutschland zu verlassen. Er lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2017 in Moçambique, anfangs in der Illegalität und später im Exil. Dieses Buch ist der Versuch von GefährtInnen und FreundInnen, eine Auseinandersetzung zum Thema Flucht, Exil und Illegalität zu führen.
2. Antifascistas. Así se combatió a la extrema derecha española desde los años 90. Miquel Ramos. Capitan Swing, 2022.
La extrema derecha española empezó a parecerse un poco más a la europea cuando murió el dictador Francisco Franco. La transición estuvo marcada por la violencia de los grupos parapoliciales y el terrorismo de Estado, pero pronto llegaron las bandas de skinheads neonazis, los ultras del fútbol, y poco a poco, las nuevas formaciones de ultraderecha y los movimientos sociales neofascistas. La generación que creció después de la transición dio respuesta, desde distintos ámbitos y con tácticas diversas, a una nueva ultraderecha que ejercía la violencia de una manera brutal contra diferentes colectivos, y que progresivamente trató de hacerse un hueco en las instituciones. Ramos repasa las diversas luchas contra la nueva extrema derecha que surgió en España desde mediados de los años ochenta hasta la actualidad, con testimonios de sus protagonistas y crónicas periodísticas y políticas de cada momento: cómo se organizaron las distintas plataformas y colectivos que pasarían de la autodefensa inicial a la ofensiva contra los grupos de extrema derecha; qué papel jugó el periodismo, la cultura, la música, las instituciones y otros movimientos sociales; y la pluralidad de la lucha antifascista, sus alianzas, sus debates y algunas de sus victorias. Pero también, cómo una parte del movimiento antifascista combatió en soledad, asumió los riesgos, sufrió la violencia de los neonazis, la persecución policial y judicial, así como la criminalización de los medios de comunicación.
3. DIE POSTKOLONIALE STADT LESEN. Historische Erkundungen in Friedrichshain-Kreuzberg. Natalie Bayer, Mark Terkessidis (Hg.). Verbrecher Verlag Berlin, 2022.
Obwohl das Thema Kolonialismus in letzter Zeit viel diskutiert wird, gibt es viele Wissenslücken über die koloniale Vergangenheit und postkoloniale Gegenwart. Das zeigt sich besonders auf der lokalen Ebene der Stadt: Wie hat sich der Imperialismus des Deutschen Reiches mit seinem Ausgreifen nach Übersee, aber auch nach Ost- oder Südosteuropa im städtischen Leben niedergeschlagen? Was ist davon geblieben?
„Die postkoloniale Stadt lesen“ befasst sich exemplarisch mit dem Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg – anhand von Bauten, Verkehrsknotenpunkten, Organisationen, Firmen, Kultureinrichtungen und konkreten Personen, die mit dem imperialen Projekt in Verbindung standen, aber auch widerständig waren. Im einleitenden Essay erläutern Natalie Bayer und Mark Terkessidis die theoretischen Ausgangspunkte und die Herangehensweise für eine Stadtforschung, die den Kolonialismus nicht als historischen Sonderfall behandelt, sondern als dynamisches Moment in der Entwicklung von Städten verortet.
4. „Deutschland – deine Kolonien“ – Geschichte und Gegenwart einer verdrängten Zeit. Eva Maria Schnurr, Frank Patalong (Hrsg.). 2022.
Deutschland – eine Kolonialmacht? Die Legende von der zaghaften kleinen Möchtegern-Kolonialmacht, die sich zivilisierter betragen hat als andere, kommt allmählich ins Wanken. Und das zu Recht, denn das deutsche Kaiserreich beutete kolonisierte Länder in Afrika, in China oder der Südsee nicht weniger gierig und gewalttätig aus als andere Kolonialmächte. Dieses Buch zeichnet den deutschen Kolonialismus von den Anfängen nach und bietet anhand eindrücklicher Zeitzeugenberichte und Abbildungen Einblicke in den Alltag in den kolonisierten Ländern. Vor allem aber zeigt es, wie andauernd die Folgen des deutschen Kolonialismus zu spüren sind und warum eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Epoche überfällig ist.
5. Deutschland postkolonial? Die Gegenwart der imperialen Vergangenheit. Marianne Bechhaus-Gerst, Joachim Zeller. Metropol Verlag, 2021.
Was bedeutet Postkolonialismus heute in Deutschland und wie wirkt Deutschlands koloniale Vergangenheit bis heute fort? Der Sammelband „Deutschland postkolonial? Die Gegenwart der imperialen Vergangenheit“ von Marianne Bechhaus-Gerst und Joachim Zeller geht diesen Fragen nach. Autor*innen aus Deutschland und unterschiedlichen Ländern Afrikas setzen sich darin kritisch mit dem aktuellen Stand der Dekolonialisierung auseinander, die als Aufarbeitungsprozess lange keine Aufmerksamkeit erhielt. Anhand konkreter historischer Entwicklungen beleuchten die Autor*innen das Ende der deutschen Kolonialherrschaft. Sie beschreiben, wie koloniale Strukturen bis heute fortbestehen und wie sie sich in Deutschland und den ehemaligen Kolonien auswirken. Ebenfalls klärt der Sammelband über postkoloniale Theorien auf und stellt aktuelle Bestandsaufnahmen sowie Aktivitäten postkolonialer Gruppen vor. Aktuelle Debatten, an denen sich die Bedeutsamkeit der Thematik veranschaulicht, werden ebenfalls aufgegriffen und diskutiert. Die Autor*innen ziehen angesichts der immer noch fortbestehenden postkolonialen Denkmuster klar Position für eine verstärkte Auseinandersetzung mit der Dekolonialisierung, und sprechen sich gegen fremdenfeindliche und rassistische Entwicklungen aus.
6. Bloc by Bloc UPRISING – The insurrection game 3rd edition. 2022.
A strategy game of revolutionary politics and street level tactics, thoroughly revised and expanded in this definitive 3rd edition. Rise up! Take back the streets of your city in the ultimate edition of the acclaimed insurrection game. Bloc by Bloc is a cooperative and semi-cooperative tabletop game inspired by 21st century protest movements, riots, and popular uprisings. Each player controls a faction of revolutionaries—Workers, Students, Neighbors, or Prisoners—struggling together against the police in the streets of a city that changes with each game. Build barricades, clash with police, occupy districts, loot shopping centers, build mutual aid networks, and liberate the city before time runs out and the military arrives!
7. Aufstand im Iran – Die feministische Revolte. Crimethinc u.a., Immergrün Verlag, 2022.
Dieser Band gibt erste Einblicke in das jüngste Protest-geschehen im Iran. Die Ermordung Jina Aminis durch die Revolutionsgarden war der Funke, an dem sich der feministische Aufstand im Iran erneut entzündet hat.
8. Iran – die Freiheit ist weiblich. Golineh Atai. 3.Auflage. Rowohlt, 2022.
Irans Frauen werden seit Jahrzehnten vom Mullah-Regime unterdrückt – Golineh Atai über einen Kampf für die Freiheit, der bis zu den jüngsten Protesten im Iran reicht. Golineh Atai war fünf Jahre alt, als sie mit ihren Eltern den Iran verließ. Wie der Gottesstaat der Mullahs seit mehr als vierzig Jahren das Land im Griff hält und jede demokratische Regung erstickt, zeigt sie in ihrem Buch, das den Iran auf ganz besondere Weise porträtiert: aus dem Blickwinkel von neun Frauen. Dabei erzählt Atai, wie aus der Tochter eines Geistlichen, die um ihr Recht auf Schulbildung kämpfen musste, eine international bekannte Aktivistin wurde. Oder wie eine junge, regierungsnahe Angestellte mitten in Teheran ihr Kopftuch auszog – eine revolutionäre Tat, die unzählige Iranerinnen inspirierte, bis zu den jüngsten Protesten nach dem Tod von Jina (Mahsa) Amini, die von der Polizei wegen «unislamischer Kleidung» verhaftet wurde. Andere berichten von Gefängnis und Flucht, vom täglichen Kampf für ein Stück Würde und darum, ihre Stimme öffentlich zu erheben oder auch nur das Haar im Wind wehen zu lassen. Sie empfinden Wut, Trauer, fühlen sich von der Welt verlassen. Sie wissen: Nur die Freiheit der Frau kann die Freiheit der Gesellschaft hervorbringen.
9. Iran – Theokratie und Republik. Edition Le Monde diplomatique, 2020
Offiziell genießt Ajatollah Chamenei unumschränkte Macht, doch auf den Straßen fordern die Menschen seinen Rücktritt. Offiziell ist Iran eine Theokratie, doch im Parlament liegt der Anteil der Geistlichen nur noch bei 6 Prozent. Offiziell herrscht für Frauen Kopftuchpflicht, doch die Mehrheit der Bevölkerung ist dagegen. Offiziell hat der Regisseur Jafar Panahi Berufsverbot, doch er dreht weiter Filme und das staatliche Filmmuseum in Teheran stellt seine internationalen Preise aus.
10. THE COLLECTIVE EYE – Im Gespräch mit ruangrupa. Distanz Verlag, 2022.
„UNSER KURATORISCHER ANSATZ ZIELT AUF EIN ANDERS GEARTETES, GEMEINSCHAFTLICH AUSGERICHTETES MODELL DER RESSOURCENNUTZUNG – ÖKONOMISCH, ABER AUCH IM HINBLICK AUF IDEEN, WISSEN, PROGRAMME UND INNOVATIONEN.“ — RUANGRUPA
The Indonesian word “ruangrupa” loosely translates as “art space” or “spatial form”. ruangrupa organizes community art projects such as exhibitions, festivals, art labs, workshops, and research projects and produces books, magazines, and online publications. ruangrupa’s work is based on a holistic social, spatial and personal practice that is strongly rooted in Indonesian culture, where friendship, solidarity and community are of central importance. In 2022 ruangrupa is curating documenta fifteen as the artistic director.
In conversation with The Collective Eye, ruangrupa discuss their work and curatorial approach. The book is also the first to offer a comprehensive overview of selected projects, publications, and other media the collective employs in its visionary artistic as well as educational and political practice.
11. COLAPSO Y DESORDEN GLOBAL – PENSANDO CON RAMON FERNANDEZ DURAN. Vari@s Autor@s. Libros en Acción (ecologistas en acción), 2021.
La historia se ha acelerado. Las crisis se concatenan. Hay una pandemia, mañana un apagón eléctrico, el otro una guerra, y así sucesivamente. Las personas „que no importan“ sufren la violencia del capit6al, del patriarcado y del estado. Mientras tanto, los poderes se repliegan y defienden sus fortalezas en un mundo que está colapsando. A menudo se presenta todo ello de forma inconexa y faltan análisis profundos, complejos, alejados del ruido de las redes sociales y los media. Este libro es un homenaje a Ramón Fernández Durán (1947/2011), una de las voces más lúcidas y radicales del ecologismo español. Desde el ecologismo construyó una crítica anticapitalista, estableciendo puentes con diferentes miradas críticas, y tejió redes con múltiples movimientos antagonistas. Este libro pretende introducir el pensamiento y la figura de Ramón a las personas que no lo conocieron.
12. ANARQUISMOS EN CONFLUENCIA. Chile y Bolivia durante la primera mitad el siglo XX. Ivanna Margarucci & Eduardo Gordoy. Editorial Eleuterio 2018.
Anarquismos en confluencia surge como una compilación de artículos en donde se relata esa rica y en algún punto desconocida historia de los movimientos anarquistas de estas regiones. El libro indaga acerca de sus momentos, de sus protagonistas, de sus particularidades. Habla de rebeldía, de organización y de lucha. Recuerda sus conquistas y también sus derrotas.
Pero a la vez, intenta, como esos anarquistas, burlar las fronteras del Estado-nación y pensar con categorías analíticas más amplias. Así, es posible advertir los vínculos establecidos entre ambos movimientos en torno al Norte Grande. Allí, durante décadas, confluyeron sujetos y colectivos, migrantes o de paso, de ida o de vuelta, y a través de las redes de circulación e intercambio, basadas en el internacionalismo proletario, la solidaridad de clase y la ayuda mutua, potenciaron a un vasto movimiento libertario regional, capaz de cuestionar las rivalidades heredadas de la guerra fratricida que había asolado a la región y de divisar al verdadero enemigo impugnando el injusto orden establecido.
13. Derribando muros, Construyendo puentes: „Creando alianzas feministas antirracistas dentro, fuera y contra las universidades“. Colectivo BRIDGES. 2022.
Este libro es una invitación. Es un nodo dentro de una maraña más amplia de colectividades que luchan por el cambio social en las universidades. Queremos desafiar el binarismo dentro/fuera que la propia universidad establece para reclamar el monopolio de la «ciencia», el «conocimiento», la «verdad» y la «investigación». Nos gustaría invitar a alianzas con todas aquellas personas que buscan encarnar perspectivas feministas antirracistas, queer anticapitalistas en estos tiempos revueltos, para convertir las teorías en praxis, las pedagogías en encuentros críticos, dentro, fuera y contra la universidad.
El colectivo BRIDGES reúne a organizaciones de la sociedad civil -algunas de las cuales se dedican a la investigación, mientras que otras se centran en la organización- que defienden los derechos de las personas migrantes, las refugiados, las negros, las indígenas y las personas de color (BIPOC). Algunas de nosotras enseñamos e investigamos en Instituciones de Educación Superior (IES) que intentamos transformar -en la Universidad Autónoma de Barcelona (UAB), la Universidad Justus Liebig (JLU) y la Universidad de Brighton (UoB)- mientras que otras, concretamente el Centro Autónomo Feminista de Investigación (FAC), busca crear un cambio saliendo colectivamente del marco de la universidad neoliberal. Algunas de nosotras hemos formado sindicatos, como Sindillar/Sindihogar, un sindicato de trabajadoras del hogar y de los cuidados formado por mujeres mayoritariamente inmigrantes en Barcelona. Otras proporcionan apoyo a las migrantes y a las comunidades BIPOC -como An.ge.kommen, una asociación registrada que apoya a las migrantes a su llegada a Giessen; y Za’atar, una ONG que proporciona apoyo a las migrantes y a las solicitantes de asilo en Atenas en forma de servicios psicosociales y legales, centrándose en las mujeres y en la comunidad LBTQI+. Por último, otras somos diseñadoras, como la Office of Displaced Designers (ODD), con sede en Grecia y el Reino Unido, una plataforma de colaboración de diseñadores que han sido desplazados.
14. ACÁ SOY LA QUE SE FUE. Relatos sudakas en la europa fortaleza. Lucía Egaña Rojas, Caroline Betemps (eds.). 2019.
Acá soy la que se fue. Relatos sudakas en la europa fortaleza es una primera compilación de relatos hechos de y para migrantes de Abya Yala y el Caribe en europa. Un proceso en el que 25 autoras compartieron un trocito de sus experiencias migratorias. Escritos en el presente europeo y desde la herida colonial, los textos atraviesan diversos aspectos de la vida y sus resistencias cotidianas en estas y otras geografías. Estas páginas buscan ser un ejercicio de costura, un tejido, uma colcha de retalhos, de experiencias llenas de agujeros, buracos, que se van complementando a través de relatos múltiples.
Autoras: Caroline Betemps Bozzano y Lucía Egaña Rojas (editoras), con textos de AnouchK Ibacka Valiente, Bea Cantero Riveros, Caborca Lynch, Carolina Tamayo Rojas, Ce Quimera, daniela ortiz, Fernanda Nogueira, Florencia Brizuela González, Francisco Godoy Vega, Gabriela Contreras, Gabriela Parada Martínez, Helen Torres, iki yos piña narváez, Joyce Jandette, Klau Chinche, Linda Porn Davis, Lucrecia Masson, Mafe Moscoso, Magdalena Piñeyro, María Basura, Nata n Rodríguez Di Tomaso, Pêdra Costa, Sandra Abd’Allah-Álvarez Ramírez y Úrsula Santa Cruz Castillo.
15. Sudan – Der Traum von Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. Crimethinc u.a., Immergrün Verlag, 2022.
Ein Sammelband zu den Revolten 2019 und 2021 im Sudan.
16. Polysecure – Attachment, Trauma and Consensual Non-monogamy. Jessica Fern with a forword by Eve Rickart and Nora Samaran. Thornapple Press, 2022.
Gives people a way to understand how they may be recreating old patterns by bringing their own childhood attachment styles into their adult relationships. More importantly, it offers concrete skills for how to use this knowledge to create healthier, more satisfying and secure relationship dynamics.’ Max Rivers, author of Loving Conflict: how conflict is really your relationship trying to go deeper.
‘Secure attachment is absolutely central to successful polyamorous relationships, and insecure attachment is at the core of the jealousy and other challenges in open relationships of all kinds. This book can help poly people, as well as clinicians, get to the heart of their struggles and pain. It can help them to take concrete steps to become more comfortable with their non-monogamous relationships and trust their partner’s love and commitment. This is required reading for people in open relationships and should be used as a textbook for every therapist who works with people in polyamorous relationships.’ Kathy Labriola, counsellor, nurse, and author of The Polyamory Breakup Book.
‘Polysecure provides a roadmap for people who want to establish emotionally intimate and securely attached relationships with multiple partners. One of the most important insights is that secure attachment is a product of relationship experiences, rather than relationship structures.’ Dr Elisabeth Sheff, author of The Polyamorists Next Door, Stories from the Polycule, When Someone You Love is Polyamorous, and Children in Polyamorous Families.
17. Haft und Flucht – Erfahrungsberichte von kurdischen Frauen und Queers, die im Iran und in der Türkei inhaftiert wurden. Mit Rosîda, Fatemeh Goftari, Zeinab Bayazidi, Peshkoo Zandi und Kaveh Kermanshahi. LesMigraS, 2020.
18. BEWEGTE ZEITEN. BEWEGTE RÄUME. LESBISCH/ QUEER in den 90ern. Les MigraS, 2022.
Acht queere/ lesbische Frauen* über 50 erzählen ihre autobiographischen Geschichten über Rassismus und Klassismus, Ausschlüsse, Erfahrungen in Communities und Strategien Kraft zu schöpfen und Visionen für die Zukunft zu entwickeln.
Mit einem selbst gepflückten Blumenstrauß beginnt die gemeinsame Geschichte von Pua Lee und In-Sun Kim. Lee schenkt ihn ihrer zukünftigen Partnerin bei ihrem ersten Treffen auf einem Frauentag der koreanischen evangelischen Kirche 1985. Wenige Jahre später verlässt Kim ihren Mann und zieht zu Lee nach Berlin. Beide Frauen kommen Anfang der 70er-Jahre – unabhängig voneinander – aus Südkorea in die Bundesrepublik. Beide arbeiten damals als Krankenschwestern und kämpfen sich auf unterschiedliche Weise durchs System. Als Pärchen in Berlin gründen sie später gemeinsam mit fünf anderen Frauen den Dong Heng Interkulturellen Hospiz-Verein, den sie zehn Jahre lang selbst organisieren und finanzieren. Zusammen mit Freiwilligen machen sie Hausbesuche und unterstützen vor allem Personen aus asiatischen Communitys im Sterbeprozess. Heute engagieren sie sich unter anderem gegen Gentrifizierung in ihrem Kiez.
Ihre autobiografischen Erzählungen und die von sechs weiteren Frauen* präsentiert nun „Bewegte Zeiten. Bewegte Räume. Die Geschichten werden begleitet von biografischen und aktuellen Fotos der Protagonist*innen. Die Protagonist*innen teilen ihre Erfahrungen mit Diskriminierung in der Gesellschaft, aber auch in den eigenen Communitys. Sandra Bello zum Beispiel kritisiert den Eurozentrismus und Klassismus in der antirassistischen und queeren Community und äußert besorgt ihren Eindruck, dass die jüngeren Generationen heute noch mehr vom Kapitalismus vereinnahmt seien. Sandra wächst als Kind einer Arbeiterfamilie in einer Favela in Rio de Janeiro auf.
Schon früh engagiert sie sich in verschiedenen feministischen Gruppen für Schwarze queere Menschen, die sich mit Armut und Klasse beschäftigen. Mitte der 90er-Jahre muss sie aus Brasilien fliehen, weil ein Familienangehöriger sie wegen ihrer lesbisch-queeren Lebensweise bedroht. Sie geht nach Deutschland und baut dort eine Community auf und gründet verschiedene Initiativen zum kulturpolitischen Austausch. „Bewegte Zeiten. Bewegte Räume“ ist ein Stück queere antirassistische und deutsche Geschichte, ein Spiegelbild der Gegenwart von älteren lesbischen und queeren Frauen* of Colour. (Leila van Rinsum).
19. In einer Welt der Ruinen – Gespräche von indigener Anarchie. Ausgewählte Texte. Selbstverlag. 2022.
«Wir erahnen die tiefere Erforschung von Indigenem Anarchismus in zwei Richtungen gehend: Ein Weg wird der Weg der aktivistischen Wissenschaftler:innen sein (sowohl Indigene als auch Siedler:innen), aus einer anthropologischen und philosophischen Perspektive, die in absolut keiner Verbindung mit denjenigen steht, die sich in der Nähe der Feuer der Autonomie in unseren Ländern befinden (und dies ist der Weg, den wir ganz klar ablehnen). Der andere Weg wird schwierig, kühn, heftig, experimentell und voller Widersprüche sein. Er wird im Rauch um die Feuer herum geteilt werden, die Träume sprechen. Er wird zwischen dem Stilllegen von Pipelines, dem Einschlagen von Firmenfensterscheiben und Zeremonien gefunden werden. Er wird sich in Hooghans und auf Wohnwagenplätzen finden. Er wird etwas sein, das sich mit seinem ganzen Wesen weigert, festgelegt zu werden, in die Gemeinde des Erfassbaren getrieben zu werden, um eine Erweiterung der kolonialen Ordnung von Ideen und Existenz zu sein. Er wird sich selbst unfassbar machen. In diesem Sinne bieten wir die folgenden Provokationen, Behauptungen, Gedanken und Fragen an, nicht als Schlussfolgerung, sondern als Einladung, diese Diskussion weiterzuführen, wenn wir uns als Indigene Menschen, die auch Anarchist:innen sind, orientieren wollen.»
(Unfassbar: Gegen eine Indigene Anarchistische Theorie von Klee Benally, Ya’iishjááshch’ilí)
20. Luiz Inácio LULA da Silva – Eine politische Biografie. Andreas Nöthen. Mandelbaum Verlag, 2022.
Der Weg Brasiliens in die Demokratie ist fest mit dem Namen Luiz Inácio Lula da Silva verbunden. Aus einfachsten Verhältnissen stammend, gehörte der Gewerkschafter zu den Gründern der Arbeiterpartei PT und zu den Mitautoren der demokratischen Verfassung, er wurde zur Ikone der Linken. Der Weg zum Präsidentenamt war lang und von Rückschlägen und Skandalen gesäumt – vier Anläufe brauchte Lula bis zum Ziel. Während seiner Amtszeit erlebte Brasilien eine wirtschaftliche Blüte, seine Politik half Millionen Menschen aus bitterster Armut.
Doch die PT erschütterte das Land auch mit Skandalen – Korruption und schwarze Kassen zerstörten nachhaltig Hoffnungen und Vertrauen. Lula wurde verurteilt, seine Nachfolgerin des Amtes enthoben, ein Rechtsextremer Präsident. Seit März 2021 ist der Ex-Präsident wieder auf freiem Fuß und entschlossen, Jair Bolsonaro aus dem Amt zu verdrängen. Bei der Präsidentschaftswahl im Oktober 2022 konnte er knapp gewinnen, mit 50,9 % der Stimmen.
Werden Lula und die PT aus den Fehlern der Vergangenheit lernen? Andreas Nöthen zeichnet den politischen Werdegang des Ausnahmepolitikers, und damit auch die jüngere Geschichte Brasiliens, nach.
21. Kinder von Hoy – Freiheit , Glück und Terror. Grit Lemke. Suhrkamp, 2022.
Die Autorin arbeitet die Biografie ihrer komplexen Generation auf. In einem dokumentarischen Roman verschränkt sie virtuos die Stimmen der Kinder von Hoy zu einer mitreißenden Oral History. In den sechziger und siebziger Jahren waren sie mit ihren Eltern nach Hoyerswerda gekommen, eine DDR-Musterstadt: aus dem Heideboden gestampft, aus Bauelementen zusammenmontiert. Morgens rollen die Eltern in Schichtbussen davon, die Kinder wachsen in einem großen Kollektiv auf. Die Erzählerin wird Teil der Kultur- und Kunstszene um Gerhard Gundermann, den Springsteen des Ostens. Eine Art proletarische Bohème entwickelt sich: nachts im Kellerclub, morgens im Schichtbus. Doch der Wiedervereinigung folgen Massenentlassungen, und ein latent vorhandener Rassismus gegen in der Stadt lebende Vertragsarbeiter sowie eine schnell erstarkende Rechte führen zu Ausschreitungen und rassistischen Pogromen 1991. Die Kulturszene bleibt tatenlos, doch auch für sie wird danach nichts mehr sein, wie es war . . .
22. Braunes Erbe – Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien. David de Jong, 2022.
Die Quandts, die Flicks, die von Fincks, die Porsche-Piëchs, die Oetkers und die Reimanns zählen zu den reichsten deutschen Unternehmerdynastien. Und dennoch ist ihre dunkle Vergangenheit kaum bekannt. David de Jong erzählt, woher ihr Wohlstand kommt, wie sie sich im Nationalsozialismus bereichert haben, und wie sie danach damit umgingen.
Anfang 1933 luden die Nationalsozialisten Vertreter der Wirtschaft nach Berlin ein, um sie aufzufordern, für den bevorstehenden Wahlkampf Geld zu spenden. Die Eingeladenen waren erfolgreiche Industrielle und Banker; zu ihnen gehörten Günther Quandt, Friedrich Flick und August von Finck. Nach der Machtübernahme traten sie in die Partei ein und arbeiteten mit dem Regime zusammen. Sie verdienten an der Aufrüstung und bereicherten sich durch Einsatz von Zwangsarbeitern und Raub jüdischer Unternehmen in Deutschland und in den besetzten Gebieten Europas.
Warum konnten sie nach dem Krieg nahezu unbehelligt weiterarbeiten? Wie gingen sie mit ihrer Verantwortung für das Unrecht um, dem sie einen Teil ihres Reichtums verdanken? Welche Entscheidungen haben es ihnen möglich gemacht, in den Jahrzehnten danach weiter zu expandieren? Was bedeutete das für die Bundesrepublik? Und wie gehen die Erben heute mit ihrer dunklen Familiengeschichte um?
David de Jong erzählt auf fesselnde Weise von einem Jahrhundert deutscher Geschichte – und von Dynastien, deren Entscheidungen viele Schicksale bestimmt haben und die bis heute den Alltag von Menschen in Deutschland und der Welt beeinflussen.